Thementage in Dresden

Kann ich selbstbestimmt über meine Sexualität und Reproduktion entscheiden?

Welche Geschlechternormen prägen Reproduktionsmedizin?

Welche Körper werden in der Medizin marginalisiert und
diskriminiert?

Krit med* Dresden veranstaltet am 8. + 9. November Vorträge und Workshops, die sich diesen Fragen widmen. Wir freuen uns sehr darüber, dass der Austausch über diese Themen weitergetragen wird!
Das Programm und mehr Infos gibt es hier: flyer_kritmed_final-1

Und hier die Beschreibungen der einzelnen Workshops:

Konzert! Von Parallelklasse
Parallelklasse ist feministischer Rap, der Raum für Experimente lässt – ohne sich jemals an Vorhandenem messen zu wollen. Mit eigenen Texten und Beats aus ihrer Brodelküche sind sie stets bedacht auf die 3 Ks: Kacke, Kanalisation, Kläranlage.

Papaya Workshop 
Schwangerschaftsabbrüche werden im Medizinstudium nur sehr oberflächlich und einseitig beleuchtet. In Dresden gab es in den letzten Jahren der Gynäkologie-Vorlesungen lediglich einen Hinweis auf die rechtlichen Grundlagen der Paragraphen 218 und 219a,aber kein Wort zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen oder den verschiedenen medikamentösen und operativen Verfahren. Wir sind jedoch der Meinung, dass es wichtig ist, auch praktisch zu verstehen, wie Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden, um ungewollt Schwangere adäquat und bewertungsfrei beraten zu können. Dabei ist uns wichtig zu betonen, dass Schwangerschaftsabbrüche nicht nur für angehende Gynäkolog*innen relevant sind, sondern für alle Medizinstudierenden. Deshalb richten wir den „Papaya Workshop“ aus, ein Konzept der Medical Students for Choice. Innerhalb des Workshops wird es eine thematische Einführung zu Schwangerschaftsabbrüchen sowie eine kurze Anatomie-Auffrischung geben. Im praktischen Teil wird unter Aufsicht von Gynäkolog*innen eine Vakuumaspiration an Papayas durchgeführt. Der Workshop soll einen Einstieg zum Thema Schwangerschaftsabbrüche bereiten/schaffen, Tabuisierungen aufbrechen und Raum zur Diskussion bieten.  
Da nur eine begrenzte Anzahl an Teilnehmer*innen möglich ist, bitten wir um Anmeldung bis 03.11.2019.

Trans* im deutschen Gesundheitssystem
Für viele Trans*personen können medizinische Behandlungen ein Schritt von Befreiung und positiver Veränderung sein. Dennoch erleben viele Trans*personen bei Interaktionen mit medizinischem Personal nicht immer Positives – Diskriminierungserfahrungen gehören leider dem Alltag an. Wie kommt es dazu? Was bedeutet es, im Gesundheitssystem Deutschlands „Trans*“ zu sein? All dem wollen wir uns in entspannter und offener Atmosphäre widmen.
mit Felicia, Queer und Trans*aktivistin

Kirsten Achtelik: Selbstbestimmte Norm
Kirsten Achtelik lotet in ihrem Buch das Spannungsfeld zwischen den emanzipatorischen und systemerhaltenden Potenzialen des feministischen Konzepts „Selbstbestimmung“ in Bezug auf Abtreibung aus. So mischt sie sich in die aktuellen feministischen Debatten um reproduktive Rechte ein, die mit den zunehmenden Aktivitäten und Demonstrationen von „Lebensschützern“ wieder aufgeflammt sind.
Zugleich ist es ihr Anliegen, einer neuen Generation von Aktivistinnen und Aktivisten die Gemeinsamkeiten und Konflikte der Frauen- und Behindertenbewegung sowie die inhaltlichen Differenzen zwischen Frauen mit und ohne Behinderung verständlich zu machen. Vor allem aber stellt sich Achtelik der dringend zu klärenden Frage, wie ein nicht selektives und nicht individualisiertes Konzept von Selbstbestimmung gedacht und umgesetzt werden kann.

Sexual pleasure – grob übersetzt sexuelle Lust, Selbstbestimmung und Befriedigung – wird in unserer Gesellschaft nicht offen genug diskutiert. Nicht nur in Unterhaltungen unter Freund*innen, sondern vor allem im medizinischen Kontext, sind Themen wie consent (Einvernehmen), sexuelle Rechte und selbstbestimmte Lust kaum präsent. Anstelle geht es häufig nur um Krankheit, Fortpflanzung, und Anzahl der Sexualpartner*innen. Wir wollen von der Tabuisierung berichten, mit euch diskutieren und fragen wie wir alle Aspekte von Sexualität ins (medizinische) Gespräch einbeziehen können. Dazu wollen wir euch den „sexual pleasure approach“ vorstellen. Es ist ein Versuch die Konzepte sexual pleasure, sexuelle Rechte und Gesundheit zu vereinen und mithilfe eines „pleasuremeters“ in die Sexualanamnese einzubeziehen. Wir richten uns nicht nur an Menschen mit medizinischem Hintergrund, denn die Art und Weise wie innerhalb des „pleasuremeters“ Sexualität besprochen wird, lässt sich auf das alltägliche Leben übertragen. Lasst uns gemeinsam reflektieren und eine sex-positive Kommunikation anstoßen! 
Von MSV/Kritmed*

Feministische Perspektiven auf Reproduktionstechnologien: Ein Diskussions-Workshop
Künstliche Befruchtung, Leihmutterschaft, Eizell- und Samenspende… – Technologien, um die Fortpflanzung auch ohne Sex möglich zu machen, werden seit einigen Jahrzehnten immer weiterentwickelt und etablieren sich international zusehends. Auch in Deutschland, wo vieles bisher verboten ist, wird die Einführung liberalerer Regelungen seit Jahren immer mal wieder diskutiert. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis der Entwurf für ein Fortpflanzungsmedizingesetz aus der Schublade geholt wird. Mediziner*innen werden sich zukünftig also noch mehr als bisher mit den gesellschaftlichen Implikationen von modernen Reproduktionstechnologien auseinandersetzen müssen. Feminist*innen haben sich seit den 1980er Jahren sehr unterschiedlich zu Fortpflanzungstechnologien positioniert. Für die einen ermöglichen sie die Befreiung der Frauen vom Gebärzwang und Zugang zu eigenen Kindern für LGBTIQ-Personen. Für andere wiederum sind diese Technologien Mittel zur Ausbeutung ärmerer Frauen im globalen Maßstab, die außerdem darauf aus sind, „gesunden“ und „maßgeschneiderten“ Nachwuchs zu produzieren. In dem Workshop wollen wir uns mit den verschiedenen Argumenten innerhalb feministischer Debatten von den 1980er Jahren bis heute beschäftigen und über eigene Haltungen zum Thema diskutieren